Wie es wohl wird, Weihnachten in Amerika zu verbringen und wo werden wir dann unterwegs sein? Das haben wir uns vor der Abreise manchmal gefragt.
Die ernüchternde Antwort: es ist ziemlich normal. Und es fühlt sich nicht mal wie Weihnachten an. Das macht es irgendwie schräg; man weiss zwar, dass Weihnachten ist, und die Radiosender hier übertreffen sich gegenseitig im Abspielen berühmter und weniger berühmter Weihnachts-Songs. Und es hat hier Weihnachtsdeko im Überfluss, überall stehen Weihnachtsbäume, hängen Weihnachtskränze. Manchmal entdeckt man sogar ein geschmücktes Tannenbäumchen irgendwo im Nationalpark. Es schneit sogar zeitweise und es ist kalt.
Trotzdem ist es schwer vorstellbar, dass jetzt Millionen neben ihren Weihnachtsbäumen sitzen und festlich essen, während wir hier auf der I-40 entlang der Route 66 durchs nächtliche Arizona nach Holbrook cruisen…
Den spektakulären Sunrise in Monument Valley haben wir heute morgen wieder nicht live erlebt. Es hatte zwar weniger Wolken, aber war dermassen grau und kalt, und wir so verschlafen, dass wir dieses Projekt ebenfalls auf das bekannte «nächste Mal» verschoben, und stattdessen tüchtig ausgeschlafen haben.
Um 1100 checkten wir pflichtgemäss aus, nutzten dann aber erst mal noch das www in der Hotellobby, um mit unseren daheimgebliebenen (oder auch nicht) Familien per Skype Weihnachtsgrüsse auszutauschen. War lustig, mit der Schweiz und Südafrika mal schnell zu telefonieren. Und ziemlich schwer vorstellbar, dass sie nun alle bereits beim Weihnachtsdinner sitzen, während wir noch nicht mal Breakfast (ok, um diese Zeit eher Lunch) hatten… 🙂
Dies mussten wir ändern, also steuerten wir unseren mittlerweile sehr abenteuerlich anmutenden Jeep nach Kayenta, wo wir uns im McDonalds ein köstliches Mittagessen gönnten. Als Vegi war man hier mal wieder etwas die Gemobbte; es gab nur ein fleischloses Menü (nebst den Desserts), und das war der kleinste Beilagensalat. YES. Das sind so Momente… Man isst und fühlt sich hinterher trotzdem noch überhaupt nicht ernährt. Also wurde der Salat noch mit 3 Mozzarellasticks ergänzt. Der Kassier traute seinen Augen nicht, als ich nur die Sticks bestellte – naja, er konnte ja auch nicht wissen, dass ich bereits Mini-Salat und Pömmes innehatte. 🙂
Dann gings ab in den Süden, quer durchs Indianerland, nach Chinle, in den Canyon de Chelly.
Der Weg dorthin führt über unendliches Gras- und Buschland, ab und zu sieht man eine Farm oder eine Baracke, wo jemand haust, der zu den Pferden und Kühen schaut, die da immer mal wieder auf- und neben der Strasse stehen bzw. grasen.
Eine schaurige Begegnung hatten wir kurz vor Chinle: auf einer Weide direkt an der Strasse lag eine tote Kuh, welche total aufgebläht war und daher gigantische Ausmasse angenommen hatte… Sie sah fast aus wie ein Luftballon vom Jahrmarkt, völlig unproportioniert, aufgeschwollen, als würd sie gleich platzen, und ihre Beine ragten grotesk in den Himmel… – schrecklich.
Mit dem Canyon de Chelly verband ich von meinem ersten Besuch her nicht die überwältigenden Erinnerungen, und so war es gut und interessant, diesem National Monument heute eine neue Chance zu geben – und es hat sich gelohnt. Dieses Stück geschütztes und geheiligtes Land der Navajo-Indianer hat schon was… Wenn man mal von den etwas aufdringlichen Strassenhändlern dort absieht. Dank der Nebensaison hielt sich deren Anzahl aber heute in Grenzen. Die Kunst, die sie anbieten, ist an sich toll und es sind schöne Sachen dabei. Die bemalten und gemeisselten Steine haben auf jeden Fall sicher noch viel mehr mit Kunsthandwerk zu tun, als die immer gleichen Silberketten der Stammesgenossen weiter nördlich. Gekauft haben wir trotzdem nichts, dafür beschlossen, dass wir einmal wiederkommen und einen Ausritt unten im Tal buchen möchten. Muss toll sein, die Sandpisten da unten auszukosten… 🙂
Aufgrund der vorgerückten Stunde und des meist bewölkten, kalten Wetters haben wir nur die Viewpoints am South Rim abgefahren. Dabei aber, wenn die Sonne kurz den Weg durch die Wolken fand, ein paar ganz schöne Impressionen vom Tzegi mitnehmen können.
Als die Sonne langsam unterging, steuerten wir den Cherokee südwestwärts, Richtung Holbrook, unserem heutigen Tagesziel.
Kaum war die Sonne untergegangen, tauchte der Voll(?)mond am Horizon auf; er war riesig und supertoll anzuschaun in der Weite dieser Landschaft hier! Wir haben vergeblich versucht, dieses Naturschauspiel photografisch festzuhalten, aber Spass hats gemacht und ein Versuch wars wert.
Während einer Stunde fuhren wir die 191 Richtung Süden, bis wir auf die I-40 wechseln konnten, auf welcher wir nun bald in Holbrook eintreffen und unser Hotel an der Route 66 beziehen werden.
Und dann mal sehen, was es für uns noch als Weihnachts-Dinner gibt…
Merry X-Mas @all!